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Die sechs Schwäne

Illustration von Otto Ubbelohde, 1909
Es jagte(ja·gen) einmal ein König in einem großen Wald und jagte(nach|ja·gen) einem Wild so eifrig熱中した nach, daß ihm niemand von seinen Leuten folgen konnte. Als der Abend herankam(he·ran|kom·men), hielt er stillじっとしている(still|hal·ten) und blickte um sich自分の周り, da sah er, daß er sich verirrt道に迷う(ver·ir·ren) hatte. Er suchte einen Ausgang, konnte aber keinen finden. Da sah er eine alte Frau mit wackelndem(wa·ckeln) Kopfe, die auf ihn zukamに近づいて来る; das war aber eine Hexe.

"Liebe Frau," sprach er zu ihr, "könnt Ihr mir nicht..してくれないのですか den Weg durch den Wald zeigen?"

"O ja, Herr König," antwortete sie, "das kann ich wohl, aber es ist eine Bedingung条件 dabei, wenn Ihr die nicht erfülltを満たす, so kommt Ihr nimmermehrもはや...な aus dem Wald und müßt darin Hungers sterben." "Was ist das für eine Bedingung?" fragte der König. "Ich habe eine Tochter," sagte die Alte, "die so schön ist, wie Ihr eine auf der Welt finden könnt, und wohl verdientに値する(ver·die·nen), Eure Gemahlin zu werden, wolltを望む  Ihr die zur Frau Königin machen, so zeige ich Euch den Weg aus dem Walde."

Der König in der Angst seines Herzens willigte ein同意する(ein|wil·li·gen), und die Alte führte ihn zu ihrem Häuschen, wo ihre Tochter beim Feuer saß(sit·zen). Sie empfingを迎える(emp·fan·gen) den König, als wenn sie ihn erwartet hätte望んでいたかのように, und er sah wohl, daß sie sehr schön war, aber sie gefiel(ge·fal·len) ihm doch nicht, und er konnte sie ohne heimliches Grausen密かな怯え nicht ansehen. Nachdem er das Mädchen zu sich aufs Pferd gehoben hatte, zeigte ihm die Alte den Weg, und der König gelangteに着く wieder in sein königliches Schloß, wo die Hochzeit gefeiert(fei·ern) wurde.

Der König war schon einmal verheiratet gewesen結婚している und hatte von seiner ersten Gemahlin sieben Kinder, sechs Knaben und ein Mädchen, die er über alles auf der Welt liebte. Weil er nun fürchtete(fürch·ten), die Stiefmutter möchte sie nicht gut behandeln und ihnen garほんとうに ein Leid antun危害を与える(an|tun), so brachte er sie in ein einsames Schloß, das mitten in einem Walde stand(ste·hen). Es lag so verborgen人目につかない(ver·ber·gen) und der Weg war so schwer zu finden, daß er ihn selbst nicht gefunden hätte, wenn ihm nicht eine weise Frau ein Knäuel Garn玉の手引き糸 von wunderbarer Eigenschaft素晴らしい性質 geschenkt hätte; wenn er das vor sich hinwarf(hin|wer·fen), so wickelteほどく es sich von selbst los.される und zeigte ihm den Weg.

Der König ging aber so oft hinaus zu seinen lieben Kindern, daß der Königin seine Abwesenheit不在 auffiel人目につく(auf|fal·len); sie ward(wer·den) neugierig知りたがっている und wollte wissen, was er draußen ganz allein in dem Walde zu schaffen habeなすべき事. Sie gab seinen Dienern召使 viel Geld, und die verrietenを漏らす(ver·ra·ten) ihr das Geheimnis und sagten ihr auch von dem Knäuel糸玉, das allein den Weg zeigen könnte. Nun hatte sie keine Ruhe, bis sie herausgebracht聞き出す(he·raus|brin·gen) hatte, wo der König das Knäuel aufbewahrte保管する(auf|be·wah·ren), und dann machte sie kleine weißseidene Hemdchen小さな白い絹の(sei·den)下着, und da sie von ihrer Mutter die Hexenkünsteまじない gelernt hatte, so nähete(ein|nä·hen) sie einen Zauber hinein. Und als der König einmal auf die Jagd geritten馬で狩りに行く war, nahm sie die Hemdchen und ging in den Wald, und das Knäuel zeigte ihr den Weg. Die Kinder, die aus der Ferne遠くから jemand kommen sahen, meinten, ihr lieber Vater käme zu ihnen, und sprangen ihm voll Freude entgegenに向かって. Da warf sie über ein jedes eins von den Hemdchen, und wie das ihren Leib berührt触れる(be·rüh·ren) hatte, verwandelten sie sich in.に変わる Schwäne und flogen飛び去る(weg|flie·gen) über den Wald hinweg. Die Königin ging ganz vergnügt陽気に nach Haus und glaubte ihre Stiefkinder los zu sein追い払う, aber das Mädchen war ihr mit den Brüdern nicht entgegengelaufen駆け去る(ent·ge·gen|lau·fen), und sie wußte nichts von ihm. Anderntags kam der König und wollte seine Kinder besuchen, er fand aber niemand als das Mädchen.

"Wo sind deine Brüder?" fragte der König.

"Ach, lieber Vater," antwortete es, "die sind fort und haben mich allein zurückgelassenあとに残す(zu·rück|las·sen)," und erzählte(er·zäh·len) ihm, daß es aus seinem Fensterlein窓から mit angesehen habe見ていた, wie seine Brüder als Schwäne über den Wald weggeflogen(weg|flie·gen) wären, und zeigte ihm die Federn羽毛, die sie in dem Hof中庭に hatten fallen lassen落とされた und die es aufgelesen hatte拾って来る(auf|le·sen). Der König trauerte(trau·ern), aber er dachte nicht, daß die Königin die böse Tat悪いこと vollbracht成し遂げる(voll·brin·gen) hätte, und weil er fürchtete, das Mädchen würde ihm auch geraubt, so wollte er es mit fortnehmen. Aber es hatte Angst vorに対して der Stiefmutter und bat(bit·ten) den König, daß es nur noch diese Nacht im Waldschloß bleiben dürfte.

Das arme Mädchen dachte: Meines Bleibens ist nicht länger hier, ich will gehen und meine Brüder suchen. Und als die Nacht kam, entfloh逃れる(ent·flie·hen) es und ging gerade in den Wald hinein. Es ging(durch|ge·hen) die ganze Nacht durch und auch den andern Tag in einem fortずっと, bis es vor Müdigkeit nicht weiterkonnte. Da sah es eine Wildhütte, stieg hinauf(auf|stei·gen) und fand eine Stube mit sechs kleinen Betten, aber es getraute...をする(ge·trau·en) nicht, sich in eins zu legen, sondern kroch(krie·chen) unter eins, legte sich auf den harten Boden und wollte die Nacht da zubringen(zu|brin·gen). Als aber die Sonne bald untergehen wollte, hörte es ein Rauschenざわめく(rau·schen) und sah, daß sechs Schwäne zum Fenster hereingeflogen(ein|flie·gen) kamen. Sie setzten sich auf den Boden und bliesen風吹く(an|bla·sen) einander an und bliesen吹き払う(ab|bla·sen) sich alle Federn ab, und ihre Schwanenhaut白鳥の皮(Haut) streifte落とす(ab|strei·fen) sich ab wie ein Hemd. Da sah sie das Mädchen an und erkannte ihre Brüder, freute sich und kroch unter dem Bett hervor下から外へ. Die Brüder waren nicht weniger erfreut, als sie ihr Schwesterchen erblickten, aber ihre Freude war von kurzer Dauer長続き.

"Hier kann deines Bleibens nicht sein," sprachen sie zu ihm, "das ist eine Herberge隠れ宿 für Räuber, wenn die heimkommen und finden dich, so ermorden sie dich."

"Könnt ihr mich denn nicht beschützen?を...から守る" fragte das Schwesterchen.

"Nein," antworteten sie, "denn wir können nur eine Viertelstunde15分 lang jeden Abend unsere Schwanenhaut白鳥の皮 ablegen(ab|le·gen) und haben in dieser Zeit unsere menschliche Gestalt, aber dann werden wir wieder in Schwäne verwandeltに変える." Das Schwesterchen weinte und sagte: "Könnt ihr denn nicht erlöst救い出す(er·lö·sen) werden?"

"Ach nein," antworteten sie, "die Bedingungen条件 sind zu schwer. Du darfst sechs Jahre lang nicht sprechen und nicht lachen und mußt in der Zeit sechs Hemdchen für uns aus Sternenblumen星空の花 zusammennähen縫い合わせて作る(zu·sam·men|nä·hen). Kommt ein einziges Wort一言でも aus deinem Munde, so ist alle Arbeit verloren." Und als die Brüder das gesprochen hatten, war die Viertelstunde herum過ぎ去って, und sie flogen als Schwäne wieder zum Fenster hinaus窓の外へ.

Das Mädchen aber faßteをいだく den festen Entschluß堅い決心, seine Brüder zu erlösen, und wenn es auch sein Leben kostete命を犠牲にしも. Es verließ(ver·las·sen) die Wildhütte, ging mitten in den Wald und setzte sich auf einen Baum und brachte(zu|brin·gen) da die Nacht zu. Am andern Morgen ging es aus, sammelte Sternblumen und fing an(an|fan·gen) zu nähen. Reden konnte es mit niemand, und zum Lachen hatte es keine Lust気がしない; es saß da und sah nur auf seine Arbeit. Als es schon lange Zeit da zugebracht hatte, geschah起こる(ge·sche·hen) es, daß der König des Landes in dem Wald jagte und seine Jäger zu dem Baum kamen, auf welchemそこに(場所) das Mädchen saß. Sie riefen(an|ru·fen) es an und sagten: "Wer bist du?" Es gab aber keine Antwort. "Komm herab zu uns," sagten sie, "wir wollen dir nichts zuleid tun危害を(zuleide)加える." Es schüttelte(schüt·teln) bloßただ...だけ mit dem Kopf. Als sie es weiter mit Fragen bedrängten攻め立てるwarf 投げ下ろす(ab|wer·fen)es ihnen seine goldene Halskette金のネックレス herab und dachte sie damit zufriedenzustellenを満足させる. Sie ließen放棄する(ab|las·sen) aber nicht ab, da warf es ihnen seinen Gürtelベルト herab, und als auch dies nicht half役に立たない(hel·fen), seine Strumpfbänder靴下留め, und nach und nach alles, was es anhatte身に付けている(an|ha·ben) und entbehren konnteなくてもよいもの, so daß es nichts mehr als sein Hemdlein behieltとっておく(be·hal·ten). Die Jäger ließen(las·sen) sich aber damit nicht abweisen退ける(ab|wei·sen), stiegen auf(auf|stei·gen) den Baum, hoben下ろす(ab|he·ben) das Mädchen herab und führten(füh·ren) es vor den König.

Der König fragte: "Wer bist du? Was machst du auf dem Baum?" Aber es antwortete nicht. Er fragte es in allen Sprachen, die er wußte, aber es blieb stumm無言の wie ein Fisch. Weil es aber so schön war, so ward des Königs Herz gerührt感動させる(rüh·ren), und er faßteをいだく(fas·sen) eine große Liebe zu ihm. Er tatを掛ける(um|tun) ihm seinen Mantel um, nahm es vor sich aufs Pferd und brachte(brin·gen) es in sein Schloß. Da ließ er ihm reiche Kleider antun(an|tun), und es strahlte光り輝く in seiner Schönheit美しさ wie der helle Tagまばゆい日のように, aber es war kein Wort aus ihm herauszubringen声を発する. Er setzte es bei Tisch an seine Seite, und seine bescheidenen Mienen控え目な表情 und seine Sittsamkeit礼儀正しさく gefielen(ge·fal·len) ihm so sehr, daß er sprach: "Diese begehre熱望する(be·geh·ren) ich zu heiraten und keine andere auf der Welt," und nach einigen Tagen数日後 vermählte結婚する(ver·mäh·len) er sich mit ihr.

Der König aber hatte eine böse Mutter, die war unzufrieden不平のある mit dieser Heirat und sprach schlecht von der jungen Königin. "Wer weiß, wo die Dirne若い娘 her ist," sagte sie, "die nicht reden kann: Sie ist eines Königs nicht würdigふさわしい" Über ein Jahr, als die Königin das erste Kind zur Welt brachte, nahm連れ去る(weg|neh·men) es ihr die Alte weg und bestrichに.を塗り付ける(be·strei·chen) ihr im Schlafe den Mund mit Blut. Da ging sie zum König und klagte sie an, sie wäre eine Menschenfresserin人食い. Der König wollte es nicht glauben und litt nicht許さない(lei·den), daß man ihr ein Leid antat与える(an|tun). Sie saß aber beständigずっと und nähete(nä·hen) an den Hemden und achtete auf nichts anderes. Das nächste Mal, als sie wieder einen schönen Knaben gebar(ge·bä·ren), übte行使する(aus|üben) die falsche Schwiegermutter denselben Betrug同じいかさま aus, aber der König konnte sich nicht entschließen決心する, ihren Reden Glauben beizumessen認める(bei|mes·sen). Er sprach: "Sie ist zu fromm信心深い und gut, als daß sie so etwas tun könnteそんなことをするよりも, wäre sie nicht stumm無口でない und könnte sie sich verteidigen弁護する, so würde ihre Unschuld潔白 an den Tag kommen明るみに出る." Als aber das dritte Mal die Alte das neugeborne Kind raubte und die Königin anklagte, die kein Wort zu ihrer Verteidigung vorbrachte申し立てる(vor|brin·gen), so konnte der König nicht anders, er mußte sie dem Gericht裁き übergebenゆだねる, und das verurteilte刑を宣告する sie, den Tod durchs Feuer zu erleiden受ける.

Als der Tag herankam, wo das Urteil sollte vollzogen刑を執行する(voll·zie·hen) werden, da war zugleich der letzte Tag von den sechs Jahren herum過ぎ去って, in welchen sie nicht sprechen und nicht lachen durfte, und sie hatte ihre lieben Brüder aus der Macht des Zaubers呪文の力 befreitを取り除く. Die sechs Hemden waren fertig geworden, nur daß an dem letzten der linke Ärmel最後の左袖だけ noch fehlte. Als sie nun zum Scheiterhaufen火刑用のまきの山 geführt wurde, legte sie die Hemden肌着 auf ihren Arm, und als sie oben stand und das Feuer ebenまさに sollte angezündet火をつける(an|zün·den) werden, so schaute sie sich um見回す(um|schau·en), da kamen sechs Schwäne durch die Luft dahergezogen近づく(her|zie·hen). Da sah sie, daß ihre Erlösung救済 nahte(na·hen), und ihr Herz regte sich呼び起こされる(re·gen) in Freude.

Die Schwäne rauschten zu ihr her彼女に向かって und senkten sich herab下がる(ab|sen·ken), so daß sie ihnen die Hemden überwerfen konnte; und wie sie davon berührtに触れる wurden, fielen(ab|fal·len) die Schwanenhäute ab, und ihre Brüder standen leibhaftig正真正銘の vor ihr und waren frisch und schön; nur dem Jüngsten fehlte(feh·len) der linke Arm, und er hatte dafür einen Schwanenflügel白鳥の翼 am Rücken. Sie herzten und küßten sich, und die Königin ging zu dem Könige, der ganz bestürzt 気が動転し(be·stür·zen)war, und fing an(an|fan·gen) zu reden und sagte: "Liebster Gemahl, nun darf ich sprechen und dir offenbarenを打ち明ける, daß ich unschuldig潔白な bin und fälschlich angeklagt不当な訴え," und erzählte ihm von dem Betrug欺瞞 der Alten, die ihre drei Kinder weggenommen(weg|neh·men) und verborgen隠す(ver·ber·gen) hätte. Da wurden sie zu großer Freude des Königs herbeigeholt連れてくる(her·bei|ho·len), und die böse Schwiegermutter wurde zur Strafe auf den Scheiterhaufen gebunden(bin·den) und zu Asche verbrannt(ver·bren·nen). Der König aber und die Königin mit ihren sechs Brüdern lebten lange Jahre in Glück und Frieden.